Nachwort
von Mafalda Perault
Seit jeher erfreuen sich Kriminalromane großer Beliebtheit, und vielleicht gehören ja auch Sie zu der Gruppe von Bücherwürmern, die sich an einem grauen Regentag gerne ans Fenster setzt und mit einer dampfenden Tasse Hagebuttentee in der Hand von blutigen Morden und kaltblütigen Killern liest. Von alten Frauen, die mit ihren eigenen Stricknadeln erstochen werden um sie ihrer kostbaren Familienerbstücke zu berauben, oder von Opfern, die nachts mit dem Kissen erstickt werden.
Ich persönlich kann keinen großen Gefallen daran finden und vergnüge mich hingegen lieber mit Kindergeschichten, mit Märchen und Reimen. Krimis sind (und sollten Sie tatsächlich zur eben genannten Lesergruppe gehören, nehmen Sie es sich bitte nicht zu sehr zu Herzen) etwas für Weicheier, die einen findigen Ermittler in der Geschichte benötigen, der am Ende alles zum Guten wendet. Kindergeschichten und -lieder hingegen besitzen mitunter eine subtile Grausamkeit, die einem wohlige Schauer über den Rücken jagt, und zurecht die Frage aufkommen lassen, ob sie denn tatsächlich als für Kinder geeignet bezeichnet werden können.
Denken Sie zum Beispiel nur an den Butzemann, eine vermummte, Kinder entführende, dunkle Gestalt, auch unter dem Namen Mummelmann gefürchtet, die da ihren Weg in das Gut der Kinderlieder gefunden hat. Wie wäre Ihnen wohl zu Mute, würde er in Ihrem Haus herumtanzen? Ein weiterer meiner Favoriten ist die Geschichte eines Menschenfressers, der seine Opfer zunächst in Säcke steckte und fest zuband, um sich dann auf verhöhnende Weise lachend und singend auf sie drauf zu setzen, so sehr diese auch schrien, er möge sie doch bitte freilassen. Heute singen Kinder heiter von dem kleinen Schelm im Hafersack.
Eine der tragischsten Geschichten und auf wahren Begebenheiten beruhend, ist die der fünf Reiter. Obwohl sie - unmittelbar nach der gescheiterten Expedition niedergeschrieben - zunächst bei einer breiten Leserschaft Anklang fand, geriet sie rasch in Vergessenheit. Heutzutage erinnert sich niemand mehr an die Erzählungen des letzten, überlebenden Reiter. Was geblieben ist, ist ein Kinderreim.